Timmendorfer Strand: Einheimische und Geflüchtete im Chor
„Die Menschen singen gemeinsam, strahlen, lachen, haben Freude“ – so beschreibt Joachim Nickel die Stimmung in dem Chor, den er mit Dorothea Janssen Terveen in Timmendorfer Strand ins Leben gerufen hat. Dort singen Einheimische und Geflüchtete voller Freude gemeinsam, „weil Singen auch sprachliche Grenzen überwindet“ (Nickel).
Von Anfang an hatte der Marketing-Manager im Ruhestand den Chor LaTiDo unkonventionell und unbürokratisch geplant: An den wöchentlichen Gesangstreffen kann jeder teilnehmen. Es kostet keinen Cent, und Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. „Nur mitsingen muss man“, schmunzelt Nickel. Mit einer Bekannten, die mit ihm die Idee des internationalen Chores hatte, hat er als Chorleiterin Uli von Welt gewonnen. Sie ist in der Lübecker Bucht keine Unbekannte, hat als Sängerin, Sprecherin, Schauspielerin, Gesangslehrerin und Vocalcoach auf sich aufmerksam gemacht. Für Joachim Nickel hat die Künstlerin „etwas, was die wenigsten Menschen haben“, gerät er ins Schwärmen, „Dynamik.“ Aus jedem ihrer Worte, so Nickel, spreche die Botschaft: „Wir können das!“
„Keinerlei Widerstand“
Die Gesangstreffen finden jeden Donnerstag (19:30 Uhr) für eineinhalb Stunden statt. „Bei der Verwirklichung unseres Plans haben wir keinerlei Widerstand gehabt, weder von der Gemeinde noch von der Schule“, erzählt Nickel vom gelungenen Start. Der Chor kommt in der Grund- und Gemeinschaftsschule GGS-Strand oder im Ostsee Gymnasium Timmendorfer Strand zusammen. Es kommen an die 50 bis 70 Menschen „Kinder, Jugendliche, Mütter mit Kindern, ältere Leute – gemischt von sieben bis 70“, sagt der Mitgründer. Ein Drittel der Teilnehmenden sind Geflüchtete aus den Ländern Syrien, Afghanistan, Irak und Eritrea. Gesungen wird in allen Sprachen der Teilnehmer des Chores – arabische Lieder, französische Chansons oder Pop-Lieder. Beim Singen vergessen sie das Leid, das sie erfahren haben. Eine Sprachbarriere gibt es nicht. Nickel fasst die Choridee in einem Wort zusammen: „Unglaublich“.